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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

die ewige flamme

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ein weg durch das dunkel. schwarze bloecke der ewigkeit, darinnen eine schlanke gestalt umherhastet - silberner blitz! gehetzt. erst ist es der gaehnende rachen der leere, dann fuellen sich die bloecke mit gewalt und grauen. hinter und vor den waenden schreie. sie kommen einander naeher, fliehen sich. dazwischen die gestalt, wie sie sich vorwaerts- und hindurchkaempft: mit haenden und mit fuessen, die immer nur kurz den boden, der ein sumpf werden will, beruehren. auf den waenden stehen im schmutz fuerchterliche alptraeume gemalt, sie leuchten schwankend, formen neue alptraumbilder, so bald sie der geist erfassen will. die gestalt aber stuermt vorwaerts, denn es ist nichts, mehr als nichts, es ist sie selbst - in sich. dieses ahnend, ja, wissend, gibt es nur die eine richtung: in die mitte des dunkels, ueber schlangenhaeupter, wuelste und wuermer, durch den schleim eines gefallenen geschlechts und den ueblen gestank, den es ausatmet - in seinen letzten zuegen. dann ist alles anders, wie anfangs ist es. schwarz, dunkel, schwaerzer und dunkler. in der mitte seines ichs - da steht die gestalt nicht mehr, sie schwebt durch den raum, umkreist wie ein irrlaeufiger planet die blinde sonne, die sich nicht zeigen mag. weiter aussen zieht ein anderes ich seine bahn in sich stets gleichbleibendem abstand nach. um den hals fuehrt dieses den strick, der kopf haengt - vielleicht ist es nur eine traurige marionette!

da oeffnet die sonne der innersten mitte ihr auge und offenbart sich als fackel, welche die ewige flamme traegt. alles ueberzieht sie mit ihrem goldenen licht und die schwebende gestalt am ziel ihres weges will nach ihr greifen, schon streckt sie den rechten arm, aber eine stimme von innen, die wie als echo ihrer selbst auch von aussen ertoent, haelt sie ab, denn ihre worte sind auch die worte seines anderen ichs, das ihr noch immer in einiger distanz folgt. fuer einen moment herrscht eine verwirrung dieser beiden kraefte, kein kampf kann sie loesen und zu einer neuen ordnung fuehren, etwas anderes muss geschehen - und ploetzlich waechst die flamme, goldene feuerzungen lecken nach allen seiten, wollen alles noch goldener widerscheinen lassen, wollen erst die herzen verzehren und die koerper dann ineinander verschmelzen. es geschieht, es geschieht! ein neuer koerper gewinnt seine form, die flamme schrumpft und beruehrt ihn erneut, um ihn zu durchstossen und sich an herzens stelle zu setzen. die wunde schliesst sich, eine rote narbe bleibt zurueck auf dem koerper und die schwarzen bloecke stuelpen sich nach aussen, um der welt einen neuen menschen freizugeben. unsicher noch wankt er durch die grauen straßen, in seinem kopf tobt ein brennender schmerz, aber die ewige flamme - sie ist sein herz!

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