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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

notschlachtung

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morgendaemmerung. vielleicht die letzte, doch wer will das wissen. den hoelzernen karren haben sie laengst durch die matschige dorfstraße zum schindanger hin gezogen. die raeder quietschten, schnitten tiefe furchen, so wie die traenen, die feuergleich nun ziehen ueber dein stummes gesicht. rote narben. nimm eine hand und wisch sie weg, nimm die andere und alles wird heilen, verwehen im naechsten wind. ich aber nicht, denn keine heilung ist mir. keine heilung mehr!

ein kind laeuft die straße entlang.

dem toten vieh zieht man nun die haut ab. und ich liege schon auf dem wagen, laenger. verblutend oder schon verblutet. und es ist nicht die frage, wie ich dort hinkam. eine antwort ist blauer schlamm aus immergrauen hochgebirgen, aber stell die frage, stell sie, wenn du dich dann wie ein mensch fuehlst und lebend. atmend. jedem ruf folgt ein echo. ich schweige. sag, fluester - siehst du das kind noch laufen? bald wird man seine beine brechen. ich hoere schon ihr lachen und den riss im jungen herzen. das ist der lauf der welt. lauf, lauf - sie sind schneller.

wie ein haufen schillernder fragmente. zusammengeworfen, nichts scheint zu passen. noch ein sprung. wieder weiter und doch unendlich zurueckgeworfen in allem und jeder baum regt seine blaetter im wind, der gibt dir das gesicht von guete. mag es mehr stuermen und heisse blitze herniederschlagen aus den wolken, dass ich erkenne diese gewalten der natur, dieses leben, leben. es zu spueren, wie es sich verabschiedet. ein aushauchen. ein großes entspannen, ein seliges loslassen von dieser welt.

der schinder ist fertig. schweiss nun steht auf seiner stirn. er sieht mich nicht. vielleicht doch. ich unter dem vielen fleisch.

wie konnte es geschehen? - frag´ nicht.

© 2003 by Arne-Wigand Baganz

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