Aktuell
© 1999-2024 by Arne-Wigand Baganz

Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

nova

Start > Prosa > 2000

diese tränen der freundschaft nimm mit auf deinen weg, den durchstreifen goldbeschlagene flügeltiere und der wolken bleierne last trage auf deinen harten schultern" - so ihre worte durchdringen die von schwarzem atem schwangeren lüfte. noch schneidet mein sumpfgefärbtes messer das reich der ewigen glückseligkeit, aber daherschreitet von nahem der unempfindsame reiter mit bestialisch verzerrtem lächeln, in dem sich spiegelt der abgrund meiner erdgetränkten herzenslust. ||

nur ein stück liebe schlachtete heutzutagen mein herz - und immer bohrt sich tiefer der widernde haken und die trügende kraft eines seidenbekleideten gottes auf tänzelnden füßen. er geht wie ein fliegend blatt im fall zu feuchtem boden, in dem sich derweil schabende würmer durchfressen in kommender post. ||

so wirft hinaus mein auge einen letzten blick der kriechenden sehnsucht - erfasst ihre still blutende seele und meine trockene zunge hängt zu versteinerten füßen. da schwingt sich plötzlich ein glühender hammer in meinen knochigen händen und erschlägt die elende skulptur eines nebelverhangenen hasses, hinter dem hervorleuchtet ein smaragdenes schloss in hochsilbrigem glanze. ||

den geistern zu dienen eilt sie voraus, doch in stählernem schritt erreicht mein schreiender körper ihre fliehende sanftmut, reisst zu boden das weiche fleisch, in das hinein sich gräbt meine gesichtsmaske in theatralischsten zügen eines kürzlich gefallenen clowns mit bleicher haut. ||

den letzten weg zu gehen zeigt die schneide die richtung an, und es tropft ein roter regen die eilig verlassene gasse hinunter in das tal der vernarbten wunden - langsam und schwer, wie mein verwelkter atem. langsam und schwer. in weichen federn badet mein puls, die adern liegen offen zu empfangen den immerwährenden segen, zu besiegen die demut und den fluch der stets verfrühten gnade. ||

und aus den büchern lies mir vor eure lügen, zu betäuben meinen willen, zu blenden meine sicht und zu töten das verschenkte leben. ||

letztes jahr noch schien das graue dämmern wie eine reifende ernte, der palast der von eitelkeit gestreiften maiskolben, der triumph des raubverhagelten panzergewehrs. ||

ewig in liebe, die kosmischen bahnen, vereint in der unendlichkeit von rasenden sternen getragen - durch den versiegenden strom einer gelebten illusion, eines verzerrten splittergebildes, das so tief steckt im sein. nur lass mich an deinen lippen hängen, versinken in dunkelsamsten träumen und den widerstand aus deinem körper saugen. ||

erst wenn wir das lied der fische singen, werden wir als neue sonne geboren werden.

© 2000 by Arne-Wigand Baganz

Note: 1.03 · Aufrufe: 3036

Ihre Bewertung dieses Textes:

Vorheriger Text:
nihil est
Nächster Text:
die november-menschen