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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

seraphim

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seraphim, schweigsamer, du! ein schleier aus reinem licht ist dir huelle, und wohin dich deine fluegel auch leiten, durch den unergruendlichen himmel oder die stets im wandel begriffene welt der lebenden, erfuellst du alles mit weichem strahlen und sanfter waerme. vor jahren schon versank dein flammenschwert zischend im weiten ozean; dein wille zum frieden war ihm beschwingter antrieb. das werden, das vergehen spiegelt sich unverfaelscht in deinen weißen augen; jedem menschen, dem du erscheinst, bist du ein leises lachen in stunden der trauer, ein leichter tanzschritt im angesicht von apathie und grimmen, eine befederte melodie in den droehnenden zivilisations-kakaphonien, die - so glaubt es doch laengst ein jeder - nimmer verstummen werden. aber nie noch hoerte ein mensch ein wort aus deinem munde. noch nie! seraphim, schweigsamer, du! brauchst auch keine worte in diese laute welt zu setzen. du siehst die menschen auf ihren dunklen wegen sand, steine und ganze gebirge mit sich schleppen. so ist ihr tragisch´ leben! furchtbare last, ewige nacht. schwere traeume druecken dann und wann auf der menschen lider, bis erschoepft in den dreck sie sinken und spaeter im schlaf schillernde fliegen ihre offenstehenden muender umschwirren. asche rieselt gleich fragezeichen aus gelben wolken, der mond zeigt sein silbernes gesicht und leblosen reichtum. seraphim, schweigsamer, du! immer nur sieht man dich auf der purpurnen narbe, an der sich vorstellung und wirklichkeit treffen, erscheinen, schweben, schwinden. seraphim, seraphim! gib allen licht und waerme.

© 2006 by Arne-Wigand Baganz

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