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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Weltenbrand

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00: Was legst Du Feuer an uns´re schöne Welt?

Er hört nicht. Er antwortet nicht. Er schweigt.

00: So sprich doch, wer gab diese Fackel Dir an die Hand? Wer pflanzte die irren Gedanken in Dein Hirn? Wieso willst Du all das zerstören, was wir in Jahrtausenden erbaut? Siehst Du nicht, wie schrecklich die Folgen Deines Tuns? Möge doch endlich Vernunft über Dich kommen, so, wie die ersten Sonnenstrahlen am Morgen eines neuen Tags die Welt mit neuer Hoffnung erfüllen!

Er hört nicht. Er antwortet nicht. Er ist fest entschlossen.

00: Ist Dir das fröhliche Singen der Vögel kein Frohlocken im Herzen? Möchtest Du nicht mit Deiner Liebsten im Sommer unter den Weiden, durch die reifen Felder, durch die weiten Wälder spazieren? Ist Dir ihr liebliches Lachen überviel geworden? Willst auf all dies Du verzichten? So sage etwas - und lass ab!

Er hört eine Stimme wie weißes Rauschen. Was hat sie zu sagen? Er kann es nicht wahrnehmen. Was schon soll sie zu sagen haben? Mit Sicherheit nicht viel. Er antwortet nicht. Grimmig ist er, fest entschlossen, voller Hass.

00: Was nur soll ich tun? Gibt es denn nichts, was Dich abhält? Kein Reichtum, keine Liebe, kein Glück? So war es ein großer Fehler, Dich an unserer Seite großzuziehen wie eine Natter, die einem nun an den Hals fällt. Ein großer, ein schwerer Fehler.

Er hebt seinen Kopf etwas. Jetzt sieht er den anderen verschwommen. Es muss ein älterer Mann sein, zutiefst erregt. Er scheint zu schreien, sein Gesicht: verzerrt, er fürchtet um sein altes Leben. Dieses alte nichtswürdige Leben. Erbämlich, wie er sich daran klammert. Warum hat er nicht den Mut, es loszulassen, warum will er nicht wie ein Mann von Ehre sterben.

Widerlich. Ekelhaft.


11: Wovon schreist Du, alter Mann? Rasch, geh nach Hause. Deine Alte macht sich seit Stunden die schlimmsten Sorgen.

00: Sorgen, Sorgen! Was sind mir die geringen Sorgen meines Weibes gegen jene, die Du mir bereitest, indem Du Dich an unserer Schöpfung vergehst!

Er hört nicht. Er antwortet nicht. Jetzt setzt er die Flamme an die Welt.

© 2003 by Arne-Wigand Baganz

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