Der Dichter: Nehmen wir mal an, er schreibt ein Gedicht, was ja gar nicht so ungewöhnlich für ihn ist. Er steigt auf die Zehenspitzen, macht sich groß durch erlesene Worte, die er schüttelt und – Pardon! – um sich spritzt wie ein eifriger Masturbator. Das ist er ja auch, und nichts anderes: Ein Selbstbefriediger, der ein bisschen auf Kunst macht und Dinge, die viele andere ebenso in und bei sich haben, nicht für sich behalten kann. Wenn wir nett wären, könnten wir sagen: Der Dichter ist eine Art Pfau, der seine Federn gern zeigt. Aber wir sind nicht nett, denn heutzutage ist keiner mehr nett. Warum sollten wir es dann sein? Doch nicht etwa, um die Welt zu retten?! Pah-haha haha. Los, lasst uns den Finger noch tiefer in die blutende Wunde treiben: Wen interessiert es denn, was dieser Dichter macht, was er von sich gibt, welche Werke er gerade zusammenstellt, und wie die blöden Titel seiner unzähligen und immer ungenießbaren Bücher heißen? Okeeee-hay, ein paar, die ihn persönlich kennen, interessiert es vielleicht doch, aber sie wundern sich eigentlich vor allem, dass er den beschämenden Quatsch nicht einfach mal lassen kann. Und wenn jemand anderes eventualiter einmal stehen bleibt vor einem seiner Gedichte, dann doch nicht wegen der Worte, man schielt mehr auf das gestellte Foto, das daneben abgebildet ist und das den Künstler künstlich-künstlerisch lächelnd zeigt. Man mag ihn wegen seiner Nase, seiner Ohren, seines Munds; aber diese Teile welken schnell und sind im Prinzip schon dahin. Also, fassen wir es mal brutal einfach und einprägsam zusammen: Seine Worte kann der Dichter sehr gern für sich behalten! Und aufhören soll er, mit ihnen öffentlich zu spielen: “Spiel lieber mit mir”, sagt sich, wer ihn liest und dabei nur an des Dichters Nase, Ohren und Mund denkt. Aber das alles welkt ja so schnell! Nun gut. Das reicht jetzt schon fast. Nehmen wir mal an, der Dichter schreibt wirklich ein Gedicht: Weswegen würdest Du es lesen?