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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Verbrannte Erde

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Vom Gipfel eines neugeborenen Berges schaut er hinab auf sein einzigartig Werk. Im Staub sieht er sie kriechen, stolze Menschen von einst - nun gaenzlich gebrochen und keine Goetter mehr. Verzweifelt suchen ihre lahmen Haende nach den Staedten, die niemals waren, nur Traeume, fade Illusionen. Die finsteren Orte der Luegen in Flammen vergangen. Und das Nichts umarmt sie sehr lieblich, quetscht einen letzten Tropfen Blut aus ihren immerblinden Herzen. So sollen sie bitter leiden, bis wimmernd sie vergehen. (Keine Gnade)

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Auf seiner Zunge liegt kalt eine Rasierklinge ganz einsam. Der schwere Geschmack von silbernem Metall. Die ewigselige Deutung einer fernen Zukunft nie zu sehen. Die Raben, die Raben! Hat er sie nicht gerufen, sind sie doch da, sind sie sein einziger Begleiter, weil sie hier sind und jetzt und nicht dort.

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(Alles wird elend)

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Die Symphonie der Barmherzigkeit schon oft vernommen, nimmer die Seele geruehrt. Der verwirrte Dirigent erst juengst entstorben, fand man ihn in schweigsamen Waeldern aufgehaengt seit Tagen. Scharlachrot ziehen die von ihm gefuehrten Noten nun durch die Wolken, sind gar zu ruhige Requiemsmelodien.

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Im erhabenen Anblick des Untergangs, den Geist versenkt in die Ewigkeit, triumphierend - so schluckt er sein letztes Mahl. Eine alte Hand legt sich schützend auf sein Haupt und eine sanfte Stimme spricht:

"verbrannte erde -
die gerechte antwort.
verbrannte erde -
die gerechte antwort."

© 2002 by Arne-Wigand Baganz

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