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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

feuchter drecksbarock op. 5

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kost´ ich den apfel, kost´ ich des schwertes klinge:

eroeffnen sich weit mir die felder des lotus ueber schlammwuesten liegend. wirbeln ruchlose reinheit, gelbes gift leuchtend, visionen durch dampfende luefte: badet im nebel grausam gebrochen die wunde gestalt des wer-auch-immer, ein flatternder mantel schuetzt sie vor schwank schwirrenden fliegen und stets nahenden seuchen. bitterkeit regnet der himmel, herzene fruechte durchbrechen die erde. niemand pflueckt sie.

farblos flackern flammende bilder, in ihnen anubis antlitz erscheint, wundersam schakalnes laecheln zerbeisst die fliegenden nattern, ein roter wind entspringt tanzend dem reich der lustigen toten, zu ertraenken die faulen gebirge mit stummem sterben. berstend sinkt der schaedel dem trauernden reh. auf den gipfeln, gekuesst von silbernen wolken, erklingen die letzten lieder der schwaene wie bleiglocken, tra-rimm tra-rimm. lauscht einsam ein gruenes ohr. traegt man dort oben die immer verlorenen spiegel herrschsuechtiger pharaonen, masken von blau bedecktem gold: eins, zwei, viele gestalten unkenntlich, durchziehen den stein, schleifen die holden gesichter uralter sagen zu feinem staub. lotus! es zeigen die blueten kein welken. greift sie ein greis, dessen haupt ist bewacht von adlers augen, zum tee, stolpert er schwaechelnd ueber nahrhafte wurzeln, rinde des ginkgo, frech ragende pilze. fluch und verdammnis, gekitzelte nase - schreit der mund: hatschi! adler entschwindet.

kost´ ich den apfel, kost´ ich des schwertes klinge:

wird ein tempel,
in den ich einzieh,
beredtes schweigen
mir.

© 2006 by Arne-Wigand Baganz

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