“Was denkt Ihr über mich?” fragt ein Frühzwanziger, der laut eigener Profilangaben mit seiner
Homosexualität hadert, auf einem sozialen Medium. Er fragt es seine
Follower, aber letztlich in die weite, leere Welt hinaus; seine Frage
erreicht viele anonyme Menschen, denen er nie begegnen wird. Natürlich
bekommt er auch ein paar dumme Antworten, aber die meisten sind freundlich
unterstützend.
Was hätte ich ihm geantwortet? “Dir sollte es egal sein, was andere Menschen über Dich denken, solange Du
selbst versuchst, ein ehrlicher und guter Mensch zu sein”. Was andere Menschen über einen denken, kann man schließlich nur bedingt
beeinflussen, man kann es auch nur vermittelt erfahren, oft versucht man
vielleicht, sich zu denken, was andere über einen denken, um seine
Erscheinung und sein Handeln anzupassen – weil man akzeptiert und auch
gemocht werden möchte, aber das führt nur dazu, dass man sich selbst
knechtet, manchmal sogar verrückt macht, auf jeden Fall nicht zu sich
selbst findet.
Es ist sicherlich irgendwo bedauerlich, doch die meisten anderen Menschen
haben für einen selbst keine Relevanz – und man für sie ebensowenig. Warum
ihnen gefallen? Warum sich fragen, was sie über einen denken? Das macht
einen nur unfrei und unglücklich. Frei und glücklich sein aber ist das
Ziel.